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Rubrik:Essen & Trinken    Datum: 26.04.2007
Millennium-Genbank: Eine Milliarde Samen lagern in England
Ziel 2020: Ein Viertel der Weltflora in größter Samenbank
Bis 2010 werden in Kew insgesamt Samen von 30.000 Pflanzenspezies lagern. Das entspricht etwa zehn Prozent aller Pflanzenspezies der Erde. "Wir denken natürlich heute schon darüber nach, wohin wir nach 2010 gehen werden", meint der Projektleiter Paul Smith. Geplant sei eine Abdeckung von 25 Prozent aller Spezies. "Wenn die Politiker die Gefahr der globalen Erwärmung und der damit verbundenen Veränderungen ernst nehmen, sind die Samenbanken ein Schlüssel dazu, das Überleben zu sichern."

Die derzeit in Wakehurst Place in Sussex lagernden Pflanzenteile stammen von allen fünf Kontinenten - allerdings sind Spezies von den Britischen Inseln mit 88 Prozent aller vorkommenden Arten überdimensional gut vertreten. Die meisten Samen werden bei Temperaturen von minus 20 Grad Celsius gelagert, nur wenige brauchen andere speziell zugeschnittene Aufbewahrungsmethoden. Einige der Samen bleiben für Jahrtausende fruchtbar, andere nur für Jahrzehnte. Je nach dem, welche Behandlung die Samen brauchen, werden sie vor ihrem "Ablaufdatum" zum "Leben erweckt". Es sei nicht Sinn und Zweck, die Samen in der Genbank zu horten, vor allem nicht bei gefährdeten oder gar bereits ausgestorbenen Spezies, zeigen sich die Forscher überzeugt. Daher werden immer wieder Pflanzen ausgesetzt.

"Genbanken sind immer nur eine Notlösung, keine Perspektive", meint Peter Zipser, Obmann der Arche Noah www.arche-noah.at , der Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt und ihrer Entwicklung, im pressetext-Interview. Die Arche Noah hat mit mehr als 6.500 Spezies die größte Gemüsesammlung Europas. "Prinzipiell ist es natürlich etwas Gutes, gefährdete Arten zu sichern", so Zipser. Allerdings sei dies nur die zweitbeste Lösung. "Pflanzen müssen in die Natur, denn nur dort behalten sie den Bezug zum Menschen und zur Umwelt." Das sei sowohl bei Nutz- als auch bei anderen Gewächsen notwendig. Ein anderes Problem der großen Genbanken sei ihre eigene Sicherheit: Aufgrund des Zusammenbruchs der Sowjetunion ist die größte Sammlung an Pflanzen zu einer Rumpfsammlung verkommen. "Die finanziellen Aufwendungen einer Genbank sind hoch und daher spielt die Finanzierung eine große Rolle." Zipser steht Private-Public-Ownership-Modellen von Genbanken skeptisch gegenüber. "Denn hier sind der Biopiraterie großer Saatguthersteller Tür und Tor geöffnet."

Der finanzielle Aspekt schlägt sich auch bei der Millennium Seed Bank deutlich nieder. Die Kosten des Erhaltes pro Pflanzenspezies beträgt rund 4.000 Dollar. "Wissenschaftler fragen ja bekanntlich immer nach Geld", meint Smith. "Allerdings können wir hier geprüfte Methoden zur Erhaltung seltener Pflanzen anbieten und zudem verfügen wir über ein Netzwerk. Wir wissen also, was wir wie zu tun haben." Und dies geschehe schließlich aufgrund der von den meisten Staaten vereinbarten UN-Biodiversitäts-Konvention. Demnach sind die Regierungen der Unterzeichnerstaaten dazu verpflichtet, alles dafür zu tun, dem Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken. (Ende)


Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
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